Blitzenreuter Seenplatte (Druckversion)

Torfgewinnung und Torfnutzung über Jahrhunderte

Die Torfgewinnung geht bis zu den Germanen zurück. Schon der römische Schriftsteller Plinius beschrieb im ersten Jahrhundert nach Christus Anfänge der Torfgewinnung. S.2 (36)

Beschreibung des Oberamts Ravensburg. 1836
Torfstiche sind viele, theils größere, theils kleinere im O. A. Bezirk; die bedeutendsten sind zu Grünkraut…, Wolpertschwende, Vorsee, Fronhofen... Es werden nicht unbedeutende Quantitäten Torf gestochen, im Vorseer Torfstich z. B. jährlich circa 200.000 Stück…

Walcher Seite 273 (03)
Torfstiche haben zwar die Oberfläche des Dornachriedes stellenweise angenagt, konnten es jedoch zum Glück nicht zugrunde richten. Seine ursprüngliche Fläche wurde allerdings erheblich eingeengt. 1818 verkaufte das Spital den Bauern von Wolpertswende und Niedersweiler 122 Morgen zum Zweck der Neulandgewinnung und behielt sich weitere 25 Morgen zum Torfstich für die Armen vor.(SpR 75/1a) Im Zuge dieses Vorhabens wurde der nördliche Teil des Dornachriedes durch die Anlage von Gräben und durch den Bau eines in Richtung Niedersweiler ziehenden verdohlten Kanals weitgehend entwässert.

Ehemalige Weiher Lageskizze
Im Wolpertswender Torfstich um 1930

Zeittafel Torfabbau auf der Blitzenreuter Seenplatte

Das Projektgebiet „Die Blitzenreuter Seenplatte“ (37)

Schon im 18. Jahrhundert wurden Moorkiefern (Spirken) als Brennholz genutzt. Im Häckler Ried wurde nach Anlage der Schifffahrtskanäle 1874 vermutlich versucht, mit Fichten, Kiefern und Erlen aufzuforsten.

Torfabbau - Im nördlichen Teil des Dornacher Rieds wurde im Laufe von 130 Jahren die ca. 7 m mächtige Torfschicht von Hand bis auf die Tonmudde abgetorft. Der Torf diente als Brennmaterial.

1823 Beginn einer ungeregelten Entwässerung: Anlage von Entwässerungsgräben und eines Moränendurchstichs nach Osten. Eigentümer war zu dieser Zeit die Armenstiftung der Stadt Ravensburg, die Torfteile an die arme Bevölkerung verpachtete.
1834 Verkauf der bisher verpachteten Torfteile
1874 Verlängerung des Hauptgrabens aus dem Häckler Ried bis zum Blindsee, anlage von Querbauwerken.
Ziel: Vorbereitung des Torfabbaus mit Abtransport des Torfs auf dem Wasserwege zum Häckler Weiher. Dimensionierung der Gräben noch größer als im Häckler Ried: Breite 5 m, Tiefe 2 m. Wegen extrem schwieriger Arbeitsbedingungen und der losen Konsistenz des Torfs wird die Arbeit nach einiger Zeit niedergelegt. Der Torfabbau wird nie realisiert.
1887
Renovierung des Entwässerungssystems.
1924 Ausweisung des Dornacher Rieds als Bannwald.
1930 Erneute Renovierung des Entwässerungssystems.
1931 Umwandlung der bisherigen Eigentümergesellschaft ("Riedgesellschaft") in eine Entwässerungsgenossenschaft mit dem Ziel, das Ried zu kultivieren. Die Kultivierung wurde wegen hoher Kosten niemals durchgeführt.
1948 Letzte gemeinsame Grabarbeiten.
1960 Etwa um diese Zeit Aufgabe des Torfabbaus
2006
Um diese Moore zu erhalten, musste somit der Moorwasserstand wieder angehoben werden. Dazu wurden im Januar/Februar 2006 insgesamt 18 Holzspundwände mit bis zu 120 m Breite angelegt und bis zu 6,5 m Tiefe durch den Torf in den Mineralboden gerammt. Am Auslauf des Wolpertswender Torfstichs wurde ein regulierbarer Ablaufschacht eingebaut (37)

Torfnutzung Blindsee Skizze G. Tempel
Torfnutzung Blindsee Skizze G. Tempel

Erstellt: 25.07.2013 Gerhard Tempel
Historischer Zeitraum: Ab 100n.Ch. und ca. 1750-1960
Verfasser/Quellen: Nr. 01 Konold S.150-152 und 171-172, Nr. 03 Walcher S.183, 266, 273, Nr. 37 PRO REGIO Oberschwaben Wikipedia (siehe Text 9), Nr. 36 Tornesch 1985 e.V., Nr. 38 Gemeindearchiv Wolpertswende, Nr. 39 Stadtarchiv Ravensburg, Nr. 40 Freunde der Torfarbeit Wurzach SZ 09.05.2008
Stichwörter: Wolpertswender Torfstich, Lage der Torfstiche, Dornacher Ried, Dolpenried, Torf, Torfarten, Torfnutzung, Torfmoos, Wasen, Moor

Plenum-Projekt

Die Erarbeitung und Erstellung dieser Internetseiten "Geschichte & Geschichten" wurde gefördert im Rahmen des PLENUM-Projektes "Historische Landnutzungsdokumentation" durch PLENUM und der Europäischen Union.

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