Blitzenreuter Seenplatte (Druckversion)

Zwei ungewöhnliche Turmburgen aus dem Mittelalter

Welfenturmburg

Diese beiden, als einzige übrig gebliebenen Wehrburgen aus einer Kette ähnlicher Anlagen zwischen Aulendorf und Zußdorf, wurden wohl während der erbitterten Fehde zwischen Staufern und Welfen nach 1125 n.Chr. errichtet.

Nachdem der Welfenherzog Heinrich der Stolze 1129 n.Chr. seinen Widersacher Friedrich von Schwaben im Kloster Zwiefalten auszuräuchern versuchte, dabei beträchtlichen Schaden anrichtete und der Staufer nur knapp der Gefangennahme entkam, suchte dieser bald mit einem Heer den Schussengau heim, verwüstete welfischen Besitz und nahm zahlreiche Gefangene. Die Rache des Welfen folgte auf dem Fuß: Welf Heinrich der Stolze zog mit einem starken Heer in staufisches Land, plünderte und brandschatzte deren Besitz in den Donaugauen.

Diese Ereignisse veranlassten wohl die Welfen, ihr Eigentum gegen die Feldzüge der Staufer zu schützen. Ihre Ministerialen in Aulendorf, Münchenreute, Hatzenturm, Grünlingen, Fronhofen, Danketsweiler und Zußdorf errichteten für damalige militärische Möglichkeiten kaum einnehmbare Turmburgen, die einem von Norden oder Nordwesten vordringendem Feind erheblich zu schaffen machten. Den Bewohnern der Dörfer boten sie ausgezeichneten Schutz und den Herren ermöglichten sie in einer integrierten Burganlage standesgemäßes Wohnen.

Der Hatzenturm und auch Fronhofens gleichartige Anlage bestehen aus einem quadratischen, mehrgeschossigen Turm mit 9x9 m Grundfläche und einer Höhe von annähernd 16 Metern. Die Türme sind aus schweren Findlingen und großen Steinen erbaut und an den Ecken mit behauenen Quadern versehen (Randschlag). Die Mauerstärke beträgt kaum zu glaubende 2,50 m. Der ursprüngliche Eingang befand sich im 2. Geschoss und konnte über eine Leiter erreicht werden, die im Ernstfall hochgezogen wurde. Ursprünglich war auf der mächtigen Wehranlage ein Fachwerkaufbau vorhanden, in dem die Bedrängten sich verteidigen und Waffen und Vorräte horten konnten.

Der Name "Hatzenturm" könnte von einem Ortsadeligen Hatto stammen, während der "Römerturm" in Fronhofen der falschen Annahme zu verdanken ist, dass angeblich die Römer auch hier in Oberschwaben einen bewehrten Schutzwall, einen Limes gegen die vordringenden Germanen errichteten. Wir können uns freuen: In unseren Kommunen Fronreute und Wolpertswende sind die wehrhaften mittelalterlichen Turmburgen als großartige Ruinen erhalten geblieben, während sie in benachbarten Gemeinden der Spitzhacke zum Opfer fielen.

Erstellt: 15.10.2012, Manfred Traub
Historischer Zeitraum: 1100 - 1200 n. Chr.
Verfasser/Quellen: D. Walcher (4), E. Frey (7)
Stichwörter: Hatzenturn, Römerturm

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