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Der Torfstich

Wann war Torfstichzeit / Jahres - und Tagesablauf

Ende April begann das Wasenstechen, je nach Witterung auch manchmal erst nach den "Eisheiligen" Mitte Mai. Ab Mitte Juni war die „Heuet“ angesagt. Da sollte der Torf raus sein. Aber auch zwischen Heu – und Getreideernte, bis in den Juli wurde manchmal gestochen, wenn das Wetter zu schlecht war. Der Brenntorf ist umso wertvoller, je ausgetrockneter er ist. Dazu braucht er die Sommerhitze und Wind.

Tagesablauf: Nach dem Stall gingen oft ganze Kolonnen in Richtung der verschiedenen Torfstiche. Oft schon um 6.00 Uhr! Um ca. 7.00 Uhr war Arbeitsbeginn, um 9.30 Uhr eine halbe Stunde Vesperpause und um 12.00 Uhr Mittagspause. Frauen und Kinder brachten Essen und Getränke, weil die Zeit zu kostbar war, um nach Hause zu gehen. Schwül und heiß war`s im engen Torfloch. Die Mücken und Schnaken waren eine Plage. Da halfen auch Rauchfeuer nur wenig. Der Durst war gewaltig. „20 Liter Most haben manche am Tag getrunken!“ Und oft stand man im eindringenden, braunen, übelriechenden Moorwasser knöcheltief auf glitschigem Untergrund. Um 16.00 Uhr war Vesperzeit und um ca. 19.00 Uhr endlich Feierabend im Wasenstich. Rückmarsch, Stall und Landwirtschaft warteten! Erst danach war Schluss für diesen Tag.

Wer hat gestochen, Besitz oder Erwerb des Wasenstichs

Fuhrwerk mit Torf beladen
Fuhrwerk mit Torf beladen

Im Wolpertswender Torfstich waren die meisten Parzellen Privateigentum. Im Dolpenried und an anderen Stellen musste man jedes Jahr auf den zuständigen „Kameralämtern“ den Stich beantragen und kaufen – wie heuten einen Reisschlag. Fast jeder im Dorf zog zum Wasenstechen in die Riede. Jeden Standes, egal ob Bauer, Lehrer, Arbeiter, ganze Familien mit Frauen und Kindern. Familien, welche keine geeignete Person in ihren Reihen zum Stechen hatten, heuerten Wasenstecher an, für Vesper und kleinen Lohn. Zum Fangen und Aufbocken, zum Umbeigen und zum Vesper holen brauchte man alle übrigen Hände. Die meiste stachen Wasen für den Eigenbedarf.

Es gab aber auch „professionelle“ Wasenstecher. So der legendäre „Wasen-Wolf“ – mit richtigem Namen Gangolf Steinhauser, der Uropa von Toni Funk aus der Herrengasse in Wolpertswende. Wie andere „Profis“ verkaufte er Wasen an Privatleute, Firmen oder das Spital nach Ravensburg. Oft stellte der Vater von Josef Reich sen. hierzu das Pferdegespann. Brach auf solch langer Fahrt ein Rad o.ä. war der Verdienst verloren.

Erstellt: 25.07.2013 Gerhard Tempel
Historischer Zeitraum: Ab 100n.Ch. und ca. 1750-1960
Verfasser/Quellen: Nr. 01 Konold S.150-152 und 171-172, Nr.03 Walcher S.183, 266, 273, Nr.37 PRO REGIO Oberschwaben Wikipedia (siehe Text 9), Nr.36 Tornesch 1985 e.V., Nr.38 Gemeindearchiv Wolpertswende, Nr.39 Stadtarchiv Ravensburg, Nr.40 Freunde der Torfarbeit Wurzach SZ 09.05.2008
Stichwörter: Wolpertswender Torfstich, Lage der Torfstiche, Dornacher Ried, Dolpenried, Torf, Torfarten, Torfnutzung, Torfmoos, Wasen, Moor

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